Frühstückstest: Chia-Samen am Kamin

Von Joghurt-Obst-Mix bis Gurken-Smoothie: Wieso man in der „Saftbar“ in der Wiesbadener Moritzstraße gesund in den Tag startet.

 

WIESBADEN - Für viele Wochenmarktbesucher gehört der frische Fruchtsaft zum Samstagseinkauf dazu: Ob „Feel Good“ mit Ananas, Birne und Ingwer oder „Bodyguard“ aus Kiwi und Orange – wer einen Schluck davon am Stand rechts von der Rathausrückseite nehmen will, muss in dieser Jahreszeit Wind und Wetter trotzen. Oder sich zur Dependance am Hauptbahnhof aufmachen, wenn ein Dach über dem Kopf als Regenschutz gewünscht ist. Deutlich gemütlicher ist der Genuss in der gleichnamigen „Saftbar“ in der Moritzstraße direkt am Naspa-Hauptgebäude möglich, die ebenfalls Birdal Aydin unterhält: Von außen macht das Café zwar einen recht nüchternen Eindruck, doch tatsächlich ist es im zarten grau-rosa-braunen Tonmix überraschend behaglich eingerichtet, komfortable Sessel und hübsche Hocker inbegriffen.

 

Wir lassen uns am falschen Kamin nieder (immerhin dekorativ mit echten Holzscheiten ausgestattet) und ignorieren den großen Flachbildschirm, auf dem gerade detailliert Zahnreinigungsmethoden im Frühstücksfernsehen präsentiert werden. Dankenswerterweise ist der Ton ausgeschaltet, dafür erklingt sanfte Jazzmusik im Hintergrund – also genau das Richtige für diesen grauen Morgen, der nun mit einem leckeren Frühstück aufgehübscht werden soll.

 

Denn anders als bei den Verkaufsständen liegt hier der Fokus nicht ausschließlich auf Vitaminen in flüssiger Form (wenngleich das Angebot durch „Green Smoothies“ beispielsweise mit Gurke, Apfel, Kiwi, Minze oder „Obst-Smoothies“ mit Banane, Heidelbeere, Orange und Mango zu jeweils 0,4 Litern für vier Euro noch weiter ausgebaut ist), es gibt auch Frühstücksangebote. Klassische Brötchen, Laugengebäck oder Baguettes sind allerdings nicht zu finden, dafür aber herzhafte Wraps mit Hähnchen oder Tomate-Mozzarella. In der Vitrine reihen sich appetitlich hergerichtete Fitness-Mahlzeiten aneinander, die so dermaßen gesund aussehen, dass einem das gute Gewissen direkt mitserviert wird: Kunterbunt verlocken diverse Joghurt-Obst-Mixturen beziehungsweise Quark-Frucht-Variationen, dass selbst eingefleischten Schokocroissant-Fans das Wasser im Mund zusammenlaufen dürfte. Wer es mit diesen Kombinationen nicht so hat, aber trotzdem figurbewusst essen möchte, findet in Milchreis mit Apfelmus, Couscous mit Gemüse oder Rote-Bete-Salat mit Walnuss Alternativen.

 

ÖFFNUNGSZEITEN


 Saftbar, Moritzstraße 2, 65185 Wiesbaden. Telefon: 0611-44 75 26 38.

 

Geöffnet montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr. Barrierefreier Zugang. 

Aktuelle Zeitungsauswahl zum Lesen vorhanden. www.saftbar-wi.de.


 

Die freundliche Bedienung nimmt sich Zeit für die Beratung, und wir schaffen es tatsächlich, uns trotz der riesigen Auswahl zu entscheiden: Meine Begleitung wählt Naturjoghurt mit Erdbeeren, Ananas und Chia-Samen-Topping. Für mich wird es der Sojajoghurt mit Blaubeergeschmack mit Brombeeren, Himbeeren und Heidelbeeren (beides kostet jeweils 3,95 Euro). Mein Traum in Violett schmeckt sehr aromatisch, überdies tauchen erfreulicherweise bei jedem zweiten Löffel als Extra knusprige Haferflocken auf, von denen zuvor nichts zu erahnen war. Dazu gibt es Cappuccino (man muss es mit dem gesunden Start in den Tag ja nicht übertreiben) und einen Beerenfruchttee zu je 2,20 Euro (alle Kaffee- und Kakao-Spezialitäten sind auch mit laktosefreier Milch erhältlich).

 

Wir werden komplett satt, ohne uns vollgestopft zu fühlen – und das zu einem für Wiesbadener Verhältnisse wirklich gutem Preis-Leistungs-Verhältnis im hübschen Ambiente. Die Bedienung fragt uns nicht nach weiteren Wünschen, hat aber auch mit der Laufkundschaft alle Hände voll zu tun. Diesem Umstand ist vermutlich auch die Tatsache geschuldet, dass die Speisen auch im Cafébetrieb nicht frisch zubereitet werden, sondern im Plastikgefäß ausgegeben werden. Hygienisch ist das einwandfrei und der Geschmack belegt die frische Zubereitung, nachhaltiger wäre aber die Verwendung von Keramik- oder Porzellangeschirr bei innerhäuslichen Bestellungen.


Autorin -  Julia Anderton
Mitarbeiterin Lokalredaktion Wiesbaden